Akupunkturpunkte bei der Raucherentwöhnung: Welche Punkte, wie angewendet und was die Studien sagen
Akupunktur wird häufig als unterstützende Methode beim Rauchstopp angeboten. In diesem Artikel erkläre ich die wichtigsten Akupunkturpunkte (vor allem Ohrpunkte), wie eine Behandlung abläuft, welche Evidenz es gibt und worauf Sie achten sollten, wenn Sie Akupunktur zur Raucherentwöhnung in Erwägung ziehen.
Was ist das Ziel der Akupunktur bei der Raucherentwöhnung?
Akupunktur zielt bei der Raucherentwöhnung vor allem darauf ab, Entzugssymptome wie Craving (Verlangen), Nervosität und Schlafstörungen zu lindern. In vielen Praxen werden besonders Ohrakupunkturpunkte (Auriculotherapie) genutzt, weil sie sich leicht kombinieren und gezielt mit wenigen Nadeln oder Ohr-Samen behandelt lassen.
Die wichtigsten Akupunkturpunkte (Übersicht)
Es gibt Unterschiede zwischen traditioneller Körperakupunktur und Ohrakupunktur. Häufig verwendete Punkte sind:
- Ohrpunkte (häufigst):
- Shenmen (Beruhigungspunkt) – reduziert innere Unruhe.
- Lunge – soll das Verlangen nach Nikotin und das Bedürfnis zu rauchen adressieren.
- Sympathicus (Sympathikuspunkt) – kann Stress und Entzugssymptome ausgleichen.
- Leber und Niere – werden in manchen Protokollen für emotionale Regulation und Entzugskraft eingesetzt.
- Sucht- oder Suchtpunkt(e) – je nach Schule variieren Lage und Bezeichnung.
- NADA-Protokoll – ein weit verbreitetes Standard-Set in der Suchthilfe mit fünf Ohrpunkten: Sympathicus, Shenmen, Niere, Leber und Lunge. (Mehr dazu: NADA).
- Wichtige Körperpunkte (selten ergänzend):
- Zusanli (ST36) – unterhalb des Knies, häufig für allgemeine Stabilität und Energie.
- Neiguan (PC6) – am Unterarm, kann Übelkeit und Unruhe lindern.
- Hegu (LI4) – am Händen, manchmal bei Schmerz oder Stress verwendet.
Wie sieht eine typische Behandlung aus?
Der Ablauf variiert je nach Therapeut und Methode. Typische Elemente:
- Beratung und Anamnese (Rauchverhalten, Vorerkrankungen, Medikamente).
- Nadelung von 2–10 Ohrpunkten oder wenigen Körperpunkten. Die Nadeln bleiben meist 20–30 Minuten in der Sitzung.
- Bei Ohrsamen/Dauernadeln werden kleine Kügelchen mit Pflaster auf die Punkte geklebt und verbleiben mehrere Tage.
- Häufigkeit: einige Sitzungen vor und nach dem geplanten Rauchstopp, oft 1–2× pro Woche über mehrere Wochen; manche Anbieter bieten auch eine Sitzung am sogenannten „Quit Day“ an.
Was sagt die Forschung? (Evidenzlage)
Systematische Übersichten und randomisierte Studien kommen größtenteils zu dem Schluss, dass die Evidenz für eine klare, über den Placebo-Effekt hinausgehende Wirksamkeit der Akupunktur zur Raucherentwöhnung begrenzt ist. Einige Studien zeigen kurzfristige Verbesserungen bei Entzugssymptomen oder Verlangen, aber robuste, langfristige Abstinenzraten konnten wissenschaftlich nicht eindeutig bestätigt werden.
Wichtige Punkte zur Bewertung:
- Viele Studien leiden unter kleiner Stichprobengröße, kurzer Nachbeobachtung oder methodischen Einschränkungen.
- Vergleich mit Placebo/Sham-Akupunktur ist schwierig, da auch Schein-Nadelungen Effekte auslösen können.
- Hochwertige Leitlinien empfehlen Akupunktur nicht als alleinige Standardtherapie; begleitende Verhaltenstherapie und bewährte Maßnahmen (z. B. Nikotinersatz) haben bessere Evidenz.
Für weiterführende Informationen und Übersichten siehe z. B. Beiträge von Krankenkassen und Informationsseiten wie TK (Techniker Krankenkasse) oder Übersichtsartikel auf Seiten wie Rauchfrei-Info (rauchfrei-info.de).
Risiken, Nebenwirkungen und Kontraindikationen
- Selten treten leichte Blutungen, Hämatome, Schmerz an der Einstichstelle oder vorübergehende Schwindelgefühle auf.
- Infektionsrisiko ist sehr gering bei sauberer, professioneller Durchführung; wichtig sind Einmalnadeln und Hygiene.
- Bei Blutgerinnungsstörungen, Einnahme von Antikoagulanzien oder bestimmten Vorerkrankungen sollten Sie die Behandlung mit einem Arzt abstimmen.
- Bei Schwangerschaft, Herzschrittmacher oder Hautinfektionen am Ohr ist besondere Vorsicht geboten — klären Sie dies vorher mit dem Anbieter.
Praktische Tipps: Auswahl des Therapeuten und Ablauf
- Suchen Sie qualifizierte Akupunkteure mit Zulassung (z. B. Heilpraktiker mit Schwerpunkt, Fachärzte mit Zusatzqualifikation oder für TCM/AKuP ausgebildete Therapeuten).
- Fragen Sie nach Sterilität (Einmalnadeln), Erfahrung mit Raucherentwöhnung und nach dem genauen Protokoll (z. B. NADA).
- Seien Sie skeptisch gegenüber Angeboten, die schnelle Erfolge oder hohe Rückfallfreiheit ohne weitere Unterstützung versprechen.
Kombination mit anderen Methoden
Weil die langfristige Wirksamkeit der Akupunktur allein nicht gesichert ist, empfiehlt es sich, Akupunktur als ergänzende Maßnahme zu sehen. Kombinieren Sie sie mit:
- Verhaltenstherapeutischen Angeboten oder Gruppenkursen zur Raucherentwöhnung
- Medikamentösen Hilfen (Nikotinersatz, Vareniclin oder Bupropion nach ärztlicher Beratung)
- Selbsthilfe-Apps und telefonischen Beratungsangeboten
Fazit
Akupunktur, insbesondere Ohrakupunktur nach bekannten Protokollen (z. B. NADA), kann kurzfristig Entzugssymptome lindern und als ergänzende Maßnahme beim Rauchstopp erlebt werden. Die wissenschaftliche Lage zeigt jedoch keine eindeutigen, langfristigen Effekte auf Abstinenzraten im Vergleich zu Placebo oder etablierten Therapien. Wenn Sie Akupunktur ausprobieren möchten, wählen Sie einen qualifizierten Therapeuten, informieren Sie Ihren Hausarzt und kombinieren Sie die Behandlung idealerweise mit verhaltensorientierter Unterstützung oder medikamentöser Hilfe.
Weiterführende Links und Quellen: